Bayreuth. Regionalbischöfin Dorothea Greiner und Dekan Jürgen Hacker eröffneten in einer Feierstunde den neuerrichteten Gedenkort für Sinti und Roma auf dem evangelischen Stadtfriedhof in Bayreuth.
Die Regionalbischöfin sagte in ihrer einleitenden Rede: „Wir geben dem Gedenken Raum. Wir regen an zum Nachdenken, um die Macht des oft unbewussten – aber umso wirksameren – Antiziganismus zu brechen.“ Sie betonte: „Wir verstehen diesen Erinnerungsort als Beitrag, Antiziganismus mitten unter uns als menschenfeindlich, unchristlich, gesellschaftszerstörend zu entlarven. Und dies auch exemplarisch für jede Form menschenverachtender Diskriminierung oder gar rassistischen oder nationalistischen oder religiösen Hasses.“ Ihr Fazit: „Wir erinnern, um anders weiterzuleben.“
Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma stellte eindrücklich die historische Perspektive in seinem Vortrag „Der Holocaust an den Sinti und Roma – Der lange Weg zur Anerkennung“ dar. Staatssekretär im bayerischen Innenministerium Sandro Kirchner, Vorsitzender des Landesverbandes Bayern Erich Schneeberger und Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (die Finanzierung war durch die Stadt maßgeblich getragen worden) sprachen ein Grußwort. Als weitere Ehrengäste nahmen auch der oberfränkische Regierungspräsident Florian Luderschmid, Bezirkstagspräsident Henry Schramm und der Beauftragte für Erinnerungsarbeit der bayerischen Staatsregierung Ludwig Spaenle teil.
Der feierlichen Eröffnung ging eine zweijährige Vorbereitungszeit voraus, während der in einer von der Regionalbischöfin geleiteten Arbeitsgruppe in zahlreichen Sitzungen intensiv über Inhalt und Gestalt des Gedenkortes beraten worden war. Zu dieser Vorbereitung gehörte notwendig auch die Abstimmung mit dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma auf Bundesebene und dem Landesverband Bayern.
Das Ergebnis ist gelungen: Vier ansprechend gestaltete und leicht zugängliche Tafeln stehen nun auf dem Vorplatz der Aussegnungshalle in unmittelbarer Nähe zu den Gräbern. Sie informieren gut lesbar über die Geschichte von Sinti und Roma in Deutschland und die bis in die Gegenwart andauernde Diskriminierung. Zugleich mahnen sie zum Gedenken an Zeiten grausamer Verfolgung insbesondere während des 1933-45 herrschenden Nationalsozialismus, von der auch die auf dem Stadtfriedhof begrabenen Angehörigen Bayreuther Sintifamilien betroffen waren.
Die Anwesenden sangen nach der Enthüllung der Tafeln gemeinsam Dietrich Bonhoeffers Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ – der weithin bekannte Text ist auch biografisch mit Mitgliedern der Familie Rose aus Bayreuth verknüpft.
Mitglieder der Arbeitsgruppe:
Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner
Dekan Jürgen Hacker
Pfarrer Dr. Carsten Brall, Stadtkirche Bayreuth
Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold
Pfarrerin Dr. Angela Hager, Evang. Erwachsenenbildungswerk Oberfranken-Mitte
Dr. Wolfgang Hegel, Kultur- und Heimatpflege des Bezirks Oberfranken
Dr. Marcus Mühlnikel, Institut für Fränkische Landesgeschichte Thurnau
Dr. Nora Schulze, Forschungsstelle der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München
Benedikt Stegmayer, Kulturreferent der Stadt Bayreuth