Predigt zu 1. Kor 3,11
Liebe Gemeinde,
als ich vor gut drei Wochen hierherkam, um mir die Kirche, die ich ja kenne, nochmals vor der Wieder-einweihung anzuschauen, fragte ich Pfarrer Manke, welches Bibelwort für diese Kirche prägend ist.
Wir finden es auf der Marmorplatte aus dem Jahr der Grundsteinlegung 1957, die hinter dem Taufbecken an der Wand angebracht ist. Auf ihr lesen wir eine Bibelstelle: 1. Korinther 3, 11.
Ja, und was steht nun in 1. Korinther 3,11?
Ein grundlegendes Wort für diese Kirche, das Gemeindeleben und für unseren Glauben.
Es lautet:
Einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
Die Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher vor 66 Jahren haben eine bewusste Entscheidung getroffen, diese Kirche Christuskirche zu nennen. Hundert andere Namen wären möglich gewesen. Doch sie wollten Jesus Christus in die Mitte rücken. Und das taten Sie noch zusätzlich mit diesem dazu passenden Bibelwort.
Ich lese es im Zusammenhang vor:
Paulus schreibt:
Wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau.
Nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe ich den Grund gelegt als ein weiser Baumester; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er baut.
Einen anderen Grund kann niemand legen, außer dem der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
Paulus spricht von sich als Baumeister. Wörtlich: „Ich habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister.“ Bescheiden ist er nicht gerade in dieser Aussage. Dann hätte er doch auch fortfahren können und sagen können: Einen anderen Grund kann niemand legen, außer den, den ich gelegt habe, welcher ist Jesus Christus.
Genau das aber sagt er nicht. Denn er weiß: Das Fundament auf dem er baut und steht, ist von einem anderen gelegt. Der Vater im Himmel, der Jesus von den Toten auferweckt hat, hat Jesus zum Fundament einer völlig neuen Bewegung, der weltweiten Kirche werden lassen. Paulus tut nichts anderes, als an den Orten, an denen er predigt, dieses vom Vater im Himmel gelegte Fundament freizuräumen von allem möglichen Bauschutt, indem er in all seinen Briefen sagt:
Jesus Christus ist Eure Rettung und die der Welt. In ihm findet Ihr Heilung und Heil. Auf ihm könnt Ihr Euer Leben und Eure Gemeinde gelingend aufbauen.
Die Bauväter und -Mütter dieser Christuskirche waren mutige, aktive Menschen. Sie verantwor-teten die Bodenplatte des Gesamtbaus – aber mit diesem Spruch nahmen auch sie sich zurück und sagten damit:
Der Grund, aus dem wir gebaut haben, steht fest. Er heißt Jesus Christus. Auf ihn wollen wir alles in dieser Gemeinde weiter aufbauen. Diese Kirche Christuskirche zu nennen und diesen Spruch auszuwählen, war ein Bekenntnis der Väter und Mütter Ihrer Kirche.
So wie Petrus bekennt, den Jesus fragt: „Wer glaubst Du, dass ich bin?“ Aus tiefsten Innern kommen seine Worte: „Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ Wir haben sein Bekenntnis eben im Evangelium gehört.
Weil Petrus sich so klar bekennt, sagt Jesus zu ihm: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.“
Das ist schon faszinierend in unserer Bibel, wie Menschen sich zu Jesus Christus bekennen als Fundament schlechthin; und Jesus wiederum diese Menschen ermutigt und sagt: Auf Menschen, die sich so zu mir bekennen, baue ich.
Drei Gedanken zu Jesus Christus als Fundament:
Eigentlich könnte man ja froh sein, wenn Menschen überhaupt gottgläubig sind, oder? Ich bin es nicht, denn das Gottesbild kann so unterschiedlich sein. Es gibt viel zu viele Menschen, die begründen mit Gott ihren terroristischen Kampf. So auch viele, die in der Hamas andere morden. Es ist eben entscheidend für den Frieden in dieser Welt, welches Gottesbild wir haben.
Jesus Christus ruft auf: „Liebt Eure Feinde – und er meint die politischen wie die persönlichen Feinde.“ Wer mit Jesus lebt, hat zumindest eine Lebensaufgabe: Die Liebe zu allen Menschen zu lernen. Das wird sein Leben und sein Umfeld völlig verändern.
Es gibt auch ganz feine Unterschiede in einem scheinbar christlichen Gottesbild. Manche gehen davon aus, dass Gott vor allem ein richtender Gott ist, der erwartet, dass wir uns im Leben moralisch korrekt verhalten. Solche Menschen werden oft hart zu sich selbst und hart gegenüber denen, die sich moralisch verfehlen.
Jesus legt ein ganz anderes Fundament des Lebens. Er wird zum Lamm, das unsere Sünde und die anderer trägt. Er lehrt uns zu vergeben. Das geht nicht so einfach, darum sagt er: „Bleibt in mir und ich in Euch, dann bringt ihr gute Frucht“. Bleibt mit mir in Verbindung, bleibt mit mir im Gespräch, betet zu mir. Lasst Euch von meinem Geist erfüllen. Jesus zeigt uns einen Weg zum guten, sicher auch moralisch guten Leben - nicht durch Anstrengungen, sondern durch die Beziehung zu ihm. Es ist wie oft im Leben: Die Beziehung machts.
Ein zweiter Gedanke:
Jesus ist nicht nur ein tragendes Fundament für unser persönliches Leben, sondern auch für eine gute Gemeinschaft in der Gemeinde.
Pfarrer Thiedmann hat ja dankenswerterweise die Vertretung in der Vakanzzeit übernommen. Das war nicht ohne, angesichts der Kirchenrenovierung. Pfarrer Grosser hatte so gut geplant, dass das ganze Bauprojekt noch in seiner Dienstzeit fertig werden sollte. Aber ich kenne keinen Kirchenbau, der zur anfangs erhofften Zeit fertig wird. Sie, lieber Herr Grosser hätte nur zu gerne in ihrer Dienstzeit die Einweihung gefeiert. Darum freut es mich, dass es Ihnen, lieber Pfarrer Manke, ein Anliegen war, Bernd Grosser in der Einweihungsliturgie zu beteiligen und eben auch Michael Thiedmann.
Der sagte am vergangenen Freitag wortörtlich zu mir: „Der Kirchenvorstand hat viel gewuppt.“ Und: „Die Gemeinde hat viel gewuppt.“ Und dann erzählte er mir, dass es sowohl bei der Pfarrhausrenovierung wie auch bei dieser Kirchenrenovierung etliche Arbeitseinsätze gab von um die 20 Personen, etwa bei den notwendigen Abbrucharbeiten in der Kirche.
Als ich vor drei Wochen hier war, da stand mir vor Augen, welche Reinigungsleistung hier noch anstehen. Inzwischen haben fleißigste Hände der Gemeinde alles für die Einweihung blank geputzt. Irre was Sie als Gemeinde geleistet haben!
Manche können sich aus körperlichen oder anderen Gründen nicht betätigen. Doch es wurden in den letzten Monaten 50.000 Euro Spenden gegeben – und es werden bestimmt noch mehr kommen.
Das alles zeigt, wie sehr die Christuskirche von der Gemeinde geliebt wird. Es ist Ihre Kirche. Und eine Kirche ist eben nicht ein Bau wie jeder andere, sondern er ist der bauliche Ausdruck unseres gemeinsamen Glaubens.
Jesus Christus ist es Ihnen wert, dass Sie sich einbringen. Er ist der innere Grund Ihrer Gemeinschaft und Ihrer Einsatzfreude. Er trägt auch Ihre Gemeinschaft in die Zukunft.
Super, dass die Christuskirche jetzt eine Kaffeebar hat. Denn Gemeinschaft um Christus zeigt sich ganz bestimmt im gemeinsamen Sprechen des Vaterunsers, im gemeinsamen Singen, in Ihrem gemeinsamen Hören jetzt und im gemeinsamen Gang zum Abendmahl nachher.
Doch christliche Gemeinschaft zeigt sich eben auch im gemeinsamen Ratschen, Lachen, Sorgen teilen und Erzählen. Jesus ist der Grund gottesdienstlicher Gemeinschaft und der Lebensgemeinschaft als Christen.
Der dritte Gedanke:
Selten spüren wir so sehr, dass Christus das Fundament unserer Gemeinschaft ist, wie in ökumenischen Beziehungen. Darum ist es so gut, dass die Eberner eine lebendige Partnerschaft pflegen zu den Budapester Lutheranern. Ungarisch und deutsch sind so grundverschiedene Sprachen. Doch wenn Christen aus beiden Ländern sich begegnen, ist eine tiefe Verbundenheit da. Das ist die Christusbeziehung, die trägt.
Mein Mann und ich haben katholische Verwandte, die sind sehr kirchlich engagiert. Mit denen fühlen wir uns enger verbunden als der Verwandtschaftsgrad es nahelegen würde, weil sie an Christus glaubende Menschen sind.
Diese Verbundenheit im Glauben ist etwas, wovon beide Konfessionen auch hier am Ort glücklich erzählen. Es war in beiden Gemeinden eine Freude, dass die Installation von Pfarrer Manke in der Stadtpfarrkirche St. Laurentius gefeiert wurde.
Nun, es gibt Hardliner in allen Konfessionen, die das Trennende betonen. Wir betonen hier und heute das Gemeinsame. Und das Gemeinsame ist auch das ist Wichtigste. Nämlich das Vertrauen auf Jesus Christus.
Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Dieser Grund, der uns Halt gibt, wird uns in unserem persönlichen Leben tragen und orientieren. Er wird die Gemeinschaft dieser Gemeinde lebendig halten und er wird das Miteinander der Kirchen voranbringen.
Wir feiern nun Abendmahl und alle Getauften sind eingeladen, weil wir zu ihm gehören und er sich uns in Brot und Wein schenken will. Er ist der Grund unserer Freude.
Amen.