Einführungsansprache zu Psalm 86,11
Weise mir, Herr, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit.
Psalm 86,11.
Liebe Gemeinde
Das Besondere der Einführung Enno Weidts als Dekan ist, dass viele den neuen Dekan längst kennen, weil er schon lange da ist als so genannter Senior bzw. Vertrauenspfarrer und dann als amtierender Stellvertretender Dekan im Dekanatsbezirk und natürlich erst recht als Pfarrer in Forchheim St. Johannis. Den Dienst in St. Johannis wird er auch weiter im Umfang einer halben Stelle tun und nun mit der anderen Diensthälfte das Dekansamt des Dekanatsbezirks Forcheim, Sitz Muggendorf, ausüben.
Schauen wir trotz Bekanntheit zunächst auf den Lebensweg von Enno Weidt. Denn ich glaube, Sie werden jetzt trotzdem manches Neue hören.
„Weise mir Herr deinen Weg“ ist Ihr Konfirmationsspruch, lieber Herr Weidt. Ihr Vater hatte ihn ausgesucht. Er war damals Dekan in Thurnau. Ihre Konfirmation war die letzte, die er hielt, bevor er in den Ruhestand trat. Danach zog die Familie nach Uffenheim. Dort waren Sie in der evangelischen Jugend hoch engagiert und leiteten den Kindergottesdienst.
Ihr Elternhaus war von großer lutherischer Freiheit geprägt. Durch die Mitgründung eines Schülerbibel-kreises, fanden Sie Zugang zur SMD, der – auch in der Schülerbibelkreisarbeit engagierten – Studentenmission Deutschland. Beides bereichert Sie bis heute – die lutherische Freiheit und die Verbindlichkeit der SMD-Frömmigkeit.
Auf einer der vielen SMD-Freizeiten, wurde Ihnen klar, dass Ihr Weg in den Pfarrberuf führen soll.
Sie studierten Theologie in Neuendettelsau, Marburg und München – doch vor München noch ein Jahr in Jerusalem an der benediktinischen Dormitio-Abtei.
Dort wuchs Ihre Liebe zur Ökumene und zum Alten Testament samt der Hebräischen Sprache. Bis heute übersetzen Sie – bevor Sie predigen – Bibelworte aus dem Alten Testament aus der Hebräischen Ursprache ins Deutsche.
Nicht genug der Horizonterweiterung durch den Auslandsaufenthalt in Jerusalem! Nach dem ersten theologischen Examen gingen Sie ein Jahr nach Amerika, machten am Wartburg-Seminary ein drei-monatiges klinisches Seelsorgepraktikum und praktizierten das Erlernte ein dreiviertel Jahr in der Klinikseelsorge bzw. in der Psychiatrie in Philadelphia.
Im Jahr 1990 begann dann Ihr Lehrvikariat in Werneck, ebenfalls ein großer Krankenhausstandort. So war auch Ihr Vikariat von Seelsorge geprägt.
Danach wurden Sie im Jahr 1993 ins Pfarrvikariat Neuses St. Matthäus entsandt.
In den neun Jahren dort, lernten Sie ihre Frau, Susanne, kennen. Ihnen, liebe Frau Weidt, verdanken wir viel, auch, dass wir heute überhaupt, diese Amtseinführung feiern. Denn Sie ermutigten Ihren Mann, sich nach St. Johannis zu bewerben.
Seit 2004 sind Sie da. Zu dieser Zeit hier muss ich nicht viel sagen, außer, dass ich hohen Respekt habe – gerade was die letzte Zeit anbelangt, in der Sie, lieber Enno Weidt, seit November 2021 die vakante Dekansstelle vertraten. Denn durch Krankheit zum einen und zum anderen biographisch glückliche Umstände bei Ihren Kolleginnen, für die wir Gott dankbar sind, waren doch faktisch längere Zeit eineinhalb Stellen in St. Johannis zu vertreten, sodass insbesondere Pfarrer Michael Krug und Sie viel im Gemeindedienst abfederten – wo doch zugleich so viele Prozesse im Dekanatsbezirk anstanden:
Die Umsetzung der Landesstellenplanung, die Regionalisierung der Gemeinden, die Bildung eines KiTa-Verbanden und der Kooperationsprozess mit dem Dekanatsbezirk Gräfenberg. All das ist auf einem guten Weg. Respekt!
Oft wunderte ich mich – nicht nur über Ihre enorme Belastbarkeit, sondern auch Ihre riesige Frustrationstoleranz und Ihre ungetrübte Fröhlichkeit. Man bedenke: Sie wurden ja bereits in Heiligenstadt am 30. März 2021 vom Wahlgremium zum Dekan gewählt; dann aber kam die notwendige Vereinbarung zwischen Muggendorf und Forchheim nicht zustande, sodass Sie dann „nur“ Dienst als Senior bzw. Stellvertretender Dekan tun konnten. Sie trugen die Lasten der Dekanstätigkeit ohne den Rückenwind des Amtes.
Viele wären da frustriert gewesen und hätten zumindest geklagt. Sie nicht.
Woran das lag? An Ihrer überaus glücklichen Kinder- und Jugendzeit als Resilienzpolster? – Ja vielleicht.
Ganz sicher liegt es auch daran, dass Sie in der Grundhaltung Ihres Konfirmationsspruchs zu leben suchen.
Weise mir Herr Deinen Weg, dass ich wandle in Deiner Wahrheit.
Er bedeutet für Sie, dass man einen Weg nicht erzwingen kann. Es gilt offen zu bleiben – auch dafür, wie Gott führt, auch in Sachen des Dekansamtes.
Die Wahrheit, in der Sie wandeln wollen, ist für Sie kein intellektuelles für Fürwahrhalten, sondern bedeutet für Sie, dass etwas als stimmig in Ihrem Herzen empfunden wird. Zur Wahrheit gehört der Frieden im Miteinander.
Liebe Menschen im Dekanatsbezirk Forchheim, Sie bekommen also einen Dekan mit hoher Resilienz und Frustrationstoleranz, Fröhlichkeit und Belastbarkeit, einen, der in der Seelsorge gelernt hat, Menschen anzunehmen, einen, der offen bleibt für Wege, wie Gott sie zeigen wird und darum nichts erzwingt.
Der Dekanatsbezirk Forchheim hat nun einen neuen und zugleich altbewährten Dekan.
Sie, lieber Enno Weidt, brauchen das Dekansamt nicht, um Ihren Dienst gut zu tun. Es bedeutet auch keinerlei finanzielle Verbesserung, ganz im Gegenteil. Und trotzdem ist es gut, dass die Verhältnisse nun geklärt sind und die Rückendeckung des Amtes da ist.
Liebe Gottesdienstgemeinde, unsere Kirche ist in großen Veränderungsprozessen. Vielleicht ist darüber hinaus mancher von Ihnen in seinem Leben von Veränderungen betroffen, die schon da sind, kommen werden oder kommen sollten.
Wie gut, wenn wir alle in kirchlichen Gremien und in unserem Leben in der Offenheit zu Gott hin sind, dass er uns seinen Weg zeigen möge.
In dieser hörenden, offenen Haltung zu Gott hin lässt sich gut leben und vertrauensvoll gemeinsam arbeiten.
Weise uns Herr Deinen Weg, dass wir wandeln in Deiner Wahrheit.
Amen.